[Rezension] Der Rauch über Birkenau

Der Rauch über Birkenau – Liana Millu

Verlag: S. Fischer Verlage | Seiten: 192
Erschienen: 1947

Kurzbeschreibung
Das Buch teilt sich in 6 Kapitel auf. In jedem Kapitel steht das Schicksal einer Frau, einer Leidensgenossin von Liana Millu, im Vordergrund. Doch im Hintergrund befinden sich noch viele weitere Personen, deren Leben und Leiden mit jeder dieser Frauen verbunden sind und sie beeinflussen, allen voran Liana Millu. Die Autorin schreibt aus der Ich-Perspektive und bringt so auch ihre persönliche Sicht auf die Geschehnisse mit ein. Die Hauptthemen, die einem während der Lektüre immer wieder begegnen sind Liebe und zwischenmenschliche Beziehungen oder das, was von ihnen übrig geblieben ist; der Überlebenswille, die Hoffnung auf eine bessere Zukunft und der allgegenwärtige Tod. Auch die harten und körperlichen Arbeiten und Bestrafungen, die die Frauen bewältigen müssen und erleiden, spielen stets eine wichtige Rolle.

Meine Meinung
Vor Weihnachten waren meine Mutter und ich in München. Zu der Gelegenheit haben wir die KZ-Gedenkstätte Dachau besucht. Nach dem Rundgang über das Gelände sind wir noch in den Bücherladen der Gedenkstätte gegangen. Dort habe ich gezielt nach italienischen Büchern gefragt und ich bin fündig geworden. Ich habe mich bewusst für das Werk einer Italienerin entschieden, weil ich mich mit einer anderen europäischen Perspektive auseinandersetzen wollte. Doch ausschlaggebend für meine Wahl war nicht nur das, sondern auch, dass es von einer Frau geschrieben wurde, die über Frauen, genauer über das Leben der Frauen, im KZ Auschwitz-Birkenau schreibt. Als Frau fühlt man sich besonders angesprochen.

Liana Millu ermöglicht dem Leser einen harten aber ehrlichen Einblick in das Lagerleben und in die Dynamiken, die dort herrschen. Sie eröffnet dem Leser die Abgründe, die sich in einem Menschen bilden können, wenn er alltäglich mit Leid, Tod und einem bedingungslosen Überlebenskampf konfrontiert wird. Sie beschönigt nicht(s).

Die Autorin und ihre Geschichte haben mich zutiefst berührt, denn als Frau fühle ich mich mit der Autorin und den Protagonistinnen verbunden. Berührt haben mich die Geschichten allesamt, doch die Erzählung von Maria, von Bruna und ihrem Sohn Pinin und von den zwei Schwestern, Lotti und Gustine, haben mich im Inneren erschüttert. Vor allem die Geschichte von Bruna und ihrem Sohn, haben mich zu Tränen gerührt. Auch Lotti und Gustine haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Vielleicht weil ich auch eine Schwester habe, und möglicherweise auch deshalb weil man sich immer fragt: was wäre wenn? Doch diese Frage ist mir in jeder Geschichte begegnet. Ich bin erleichtert, dass ich mir solche Fragen nur im Konjunktiv stellen muss. Daher ist es wichtig, dass über die Schrecken des Nationalsozialismus gesprochen, geschrieben, berichtet und gelernt wird, damit sie nie mehr fruchtbaren Boden finden können.

Doch dieses Buch spricht nicht nur von diesen Schrecken, Schwächen und den negativen Seiten der Zivilisation, sondern es setzt ein Zeichen und zeigt auch, dass Frauen stark und mutig sind und wie stark der Zusammenhalt unter solchen Umständen sein kann und davon, dass die Hoffnung auf ein Leben nach Auschwitz-Birkenau unerschütterlich bleibt.

Mein Fazit
Ich kann die Lektüre dieses Buches nur empfehlen und lege sie allen ans Herz; egal ob Mann oder Frau, alt oder jung. Ich habe sie während der Weihnachtszeit gelesen. Diese Zeit gilt als Zeit der Besinnung und des Friedens, eine Zeit in der man sich Zeit für die Familie nehmen soll. Durch die Lektüre dieses Buches habe ich noch einmal gelernt, wie glücklich ich mich schätzen kann, dass ich gesund bin, eine Familie habe, die gesund ist und, dass ich vor allem frei bin und in Freiheit leben kann. Diese glücklichen Lebensumstände blieben den Frauen in Liana Millus Buch verwehrt. Ich bin der Autorin dankbar, dass sie mich daran erinnert hat, wie gut es uns heute eigentlich geht.

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