Titel: Das böse Buch | Original: Onda boken Autor: Kai Erik | Übersetzer: Thorsten Alms Verlag: Bastei Lübbe | Seiten: 383 Erschienen: 2017 |
Kurzbeschreibung
Dass ein Buch böse sein, kann hat Michel Backmann, Professor für Literaturwissenschaft, in der Vergangenheit bereits am eigenen Leib erfahren. Als das böse Buch, die Gedichtsammlung von Leander Granlund, wieder auftaucht, gerät sein Leben und das eines Studente komplett durcheinander.
Meine Meinung
Ein böses Buch… klingt zunächst einmal ziemlich banal. Aber gerade dieses Vorurteil (und das krasse Cover) weckten meine Aufmerksamkeit und gleichzeitig sehr hohe Erwartungen.
Zunächst passiert erstmal augenscheinlich nicht sehr viel. Die Figuren werden nach und nach in aller Ausführlichkeit eingeführt und vorgestellt: ein Literatur-Dozent mit Ehe- und Familienproblemen, ein überforderter Student, ein planloser Student. Man könnte meinen: der ganz normale Wahnsinn an einer Universität. Doch die Dynamiken dahinter sind abgrundtief.
Bemerkenswert war die Art und Weise wie die Atmosphäre in den Literaturwissenschaftsseminar beschrieben wird: die Lustlosigkeit der Studenten, die Stille. Ich hatte fast das Gefühl, der Autor würde eines meiner Seminare beschreiben. Traurig aber wahr, die Situation hat er perfekt getroffen.
Das böse Buch wird zu Beginn eher sporadisch erwähnt. Jeder Erwähnung folgte eine freudige Erregung, ein Nervenkitzel, die Gewissheit, dass es jetzt losgehen würde…. doch es passiert nichts weiter. Der Autor hält einen ganz schön hin und man muss ziemlich viel Geduld mitbringen. Erst bei über der Hälfte verdichten sich die Ereignisse um dieses mysteröse Buch, es wird zunehmend wichtiger und die Zusammenhänge zwischen den Personen und dem Buch werden klarer.
„Aus dem trübsligen Dunkel des Lebens“ ist nicht nur der Titel des ominösen Buches, sondern das Motto der gesamten Handlung. Die Handlung ist getränkt von Unglück und Unheil. Die negativen Gedanken reißen einen glatt mit ins Unglück. Still und leise baut sich die Handlung auf, bis die Bombe platzt. Bis alles eskaliert und der Horror und das Drama offensichtlich werden. Das böse Buch kriecht einem unbemerkt unter die Haut. Von gemütlich und harmlos, zu rasant und fesselnd auf den letzten 100 Seiten.
Zu Beginn war mir nicht klar, dass es nicht um das böse Buch an sich geht, sondern darum was es mit den Menschen macht. Man wird zunächst auf eine falsche Fährte gelockt. Allerdings hätte ich gerne mehr über Leander Granlund und sein Mauskript erfahren. Der ging irgendwie ein bisschen unter. Einen kleinen Logikfehler meine ich auch entdeckt zu haben. Die Verbindung zwischen Calle und dem Manuskript erscheint mir nicht ganz klar, was bei diesem etwas chaotischen Ende nicht allzu überraschen ist.
Das Finale ergibt ein präzises und erschreckendes Gesamtbild, es offenbart die tiefsten Abgründe der Menschen. Man merkt wie den Figuren die Kontrolle über die Ereignisse entgleitet und langsam dem Wahnsinn verfallen. Die Enthüllungen, Verbindungen und Ereignisse rufen ein mulmiges Gefühl hervor, sind verstörend und beklemmend. Die Ereignisse zwischen Mickel/Elsa und Pasi/Tanner haben mich am meisten geschockt. Aber auch die finale Szene zwischen Mickel/Myrna hatte absolutes Gänsehautpotenzial.
Fazit
Es handelt sich um einen guten Thriller, mit unterschwelligem Horror und viel Drama, bei dem man mitdenken muss. Verflucht gut!