[Rezension] Die dunklen Lande

Die dunklen Lande – Markus Heitz

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Verlag: Knaur | Seiten: 560
Erschienen: 2019

Kurzbeschreibung
Alles, was Aenlin Kane wollte, war die Erbschaft ihres Vaters Solomon Kane anzutreten. Dazu reist sie nach Deutschland, wo der Dreißigjährige Krieg wütet und unaufhaltsam seine Opfer fordert. In Hamburg angekommen, muss Aenlin jedoch einen Auftrag annehmen, der sie quer durchs Land und mitten hinein in eine ungewöhnliche Verschwörung bringt. Gemeinsam mit einer Söldnertruppe müssen Aenlin und ihre Gefährtin Tahmina den dunklen Mächten die Stirn bieten.


Meine Meinung
In „Die dunklen Lande“ liest man Markus Heitz wie er leibt und lebt. Dieser Roman ist ein Fest für alle Liebhaber des historischen Dark-Fantasys. Der Roman punktet bei mir vor allem mit seinem Setting. Die Handlung spielt in Deutschland zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Heitz hat mich für ein paar Stunden aus meinem bequemen und langweiligen Alltagstrott befreit und in eine andere, gefährlichere Welt geführt. Es gelingt ihm, die Ereignisse aus der Zeit heraus zu schildern, was dem Ganzen einen sehr realistischen und authentischen Touch verleiht. Das nenne ich Eskapismus vom Feinsten.

Und als wäre der Dreißigjährige Krieg mit seinem Blutvergießen, der Rohheit, dem Tod und den Krankheiten nicht schon schlimm und furchteinflößend genug, lässt der Autor noch ein paar Dämonen, Untote, Hexen und Zauberer mitmischen. Damit es bloß nicht langweilig wird. Genau wie in der Drachen-Trilogie gelingt ihm in diesem Roman eine perfekte und aufregende Mischung aus Realität und Fantasie.

Dass es nicht langweilig wird, ist auch den faszinierenden Figuren und der außergewöhnlichen Handlung zu verdanken. Einzeln betrachtet, kamen mir ein paar der Figuren durchschnittlich vor, doch durch ihre Interaktionen mit anderen Figuren und den daraus entstehenden Dynamiken werden sie aufgewertet. Die Figur von Aenlin z. B. kam mir besonders zu Beginn sehr blass, schwach und unsicher vor. Aber im Zusammenspiel mit Tahmina und den Söldnern entwickelt sie eine unglaubliche Stärke, dass man sie sich jederzeit als Reisegefährtin für gefährliche Abenteuer vorstellen kann. Ähnliches gilt für Jäcklein. Statius hingegen ist eine beeindruckend vulgäre Figur: Er ist ein eingefleischter Söldner und wegen seiner Rohheit, Stärke und Brutalität der Inbegriff des Dreißigjährigen Krieges. Ihm würde ich wirklich nicht begegnen wollen, schon gar nicht auf dem Schlachtfeld. Aufgrund seines unverwechselbaren Charakters ist er mir sehr gut im Gedächtnis geblieben. Auch Caspar und Nicolas haben eine ganz besondere Ausstrahlung. Beide umgeben sich mit einem gewissen Charme: sie sind mysteriös, undurchsichtig und dem Leser trotzdem unglaublich nah, weil sie eine authentische Art haben. Vor allem Nicolas – für den ich sogar richtig ins Schwärmen gekommen bin. Seine Figur ist einfach sehr ausdrucksstark gestaltet und das Mysterium, welches ihn umgibt, macht ihn sogar noch interessanter. Ich bin sehr neugierig, wie es mit ihm weitergeht. Das gilt auch für die anderen Figuren. Ich kann mir bei allen sehr gut vorstellen, dass sie über die Buchdeckel hinaus weiterleben und irgendwo ein Eigenleben führen. Ihre Geschichte endet nicht mit der letzten Seite von „Die dunklen Lande“.

Die Handlung ist spannend, brutal, blutrünstig und düster. Aber auch magisch, raffiniert und häufig auch humorvoll (Caspar und die Söldner lockern ernste Situationen auf, ohne dies lasch, gezwungen oder künstlich wirken zu lassen). Insgesamt ist die Handlung sehr abenteuerlich und actiongeladen, zwar auch etwas vorhersehbar, aber keineswegs enttäuschend. Es ist auch ein bisschen Romantik dabei, die bleibt aber glücklicherweise ganz dezent im Hintergrund. Das hat mir sehr gut gefallen.


Mein Fazit
Markus Heitz ist und bleibt der Fantasy-Meister und eines meiner größten Vorbilder. Er schreibt hier genauso, wie ich es von ihm erwartet habe. „Die dunklen Lande“ ist eine perfekte Mischung aus Realität und Fantasie, actiongeladen und spannend – und das alles in einem Einteiler verpackt. Wer das nicht liest, der verpasst was.

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