[Rezension] DOORS Staffel 1

DOORS Staffel 1 – Markus Heitz

DoorsStaffel1_Cover

Verlag: Droemer Knaur | Seiten: Blutfeld 317; Dämmerung 288; Kolonie 287
Preis: je 9,99€ | Erschienen: 2018

Kurzbeschreibung
Anna-Lena van Dam verschwindet in einem mysteriösen Höhlensystem unterhalb der Villa ihrer Familie. Ihr Vater schickt ein Expertenteam los, um sie zu finden. Das Team stößt bei seiner Suche auf drei geheimnisvolle Türen.

In jedem der drei Romane tritt das Expertenteam durch eine andere Tür:
Doors ! Blutfeld: Als sie durch die Tür mit einem Ausrufezeichen treten, landen sie im Mittelalter des 9. Jahrhunderts.
Doors ? Kolonie: Als sie durch die Tür mit einem Fragezeichen treten, landen sie im Leipzig der 40er-Jahre.
Doors X Dämmerung: Als sie durch die Tür mit einem „X“, landen sie in einer verstörenden Zukunft.


Meine Meinung
Die Roman-Reihe DOORS besteht aus insgesamt zwei Staffeln. Staffel 1 umfasst die Romane mit den Titeln: Dämmerung, Blutfeld und Kolonie. Die zweite Staffel (Energia, Vorsehung und Wächter) ist im Sommer 2019 erschienen. Ich halte sehr große Stücke auf Markus Heitz, weshalb bei mir sehr große Vorfreude bzgl. dieser experimentellen Roman-Reihe aufkam. Die Idee, welche hinter der Romanreihe steckt, hat mich von Anfang an fasziniert. Ausgangspunkt der drei Bücher ist immer dasselbe Anfangsszenario: Anna-Lena van Dam verschwindet und ein Team begibt sich auf ihre Fersen, um sie zu finden. Die restliche Handlung unterscheidet sich, je nachdem durch welche Tür das Expeditionsteam schreitet. Alle drei Romane sind eine Mischung aus Fantasy-, Action-, Mystery- und Abenteuerroman. Das trifft auf jeden Fall meinen Geschmack. Doch nach der Lektüre aller drei Romane muss ich ehrlich zugeben, dass sich meine anfängliche Vorfreude sehr schnell gelegt hat und ich enttäuscht zurückgeblieben bin.

Von allen drei Romanen konnte „Blutfeld“ mich noch am ehesten begeistern, doch selbst dieser Teil rief in mir gemischte Gefühle hervor. Nachdem das Team durch das Tor geschritten ist, kommt die Handlung ganz schön ins Schwimmen. Es gibt zwar ein festgelegtes Ziel (die Rettung von Anna-Lena), aber so richtig voran geht es nicht. Es wird auch zunehmend mysteriöser: Es werden immer mehr Fragen aufgeworfen als letztendlich beantwortet (gesehen auf den gesamten Verlauf der Handlung als auch auf alle drei Bücher). Das Mysterium um die Türen hat der Autor sehr gut aufgebaut und auch die Reaktionen der Figuren darauf, ist angemessen und weder unter- noch übertrieben. Ich lese gerne Geschichten über das Mittelalter bzw. schaue gerne Filme, die während dieser Epoche spielen. Deshalb wollte ich „Blutfeld“ auch zuerst lesen. Doch das DOORS-Mittelalter ist anders als jedes Mittelalter, welches mir bisher begegnet ist. Die Verschwörungstheorie, auf welche der Autor dabei zurückgreift, verleiht dem Roman das gewisse Extra. Damit hat mich der Autor wirklich überrascht und gezeigt, weshalb er zu meinen Lieblingsautoren zählt. Ich halte zwar nicht sehr viel von Verschwörungstheorien, aber im Rahmen dieser Roman macht sie sich wirklich sehr gut.

Obwohl mir die Mittelalter-Version besser gefiel, erschien mir „Doors ? Kolonie“ detaillierter ausgearbeitet und lebendiger. Auch in „Kolonie“ wechselt die Handlung zwischen 1944/45 und Gegenwart hin und her. Im Vergleich zu „Blutfeld“ fand ich die Handlung in der Gegenwart viel spannender, interessanter und abwechslungsreicher. Es bringt Licht in das Doors-Universum! Und auch in diesem Doors-Buch heißt es wieder: Verschwörungstheorien-Galore! Nicht nur die Handlung beruht auf einer interessanten „Was-wäre-wenn“-Frage, sondern es werden auch im Text viele Anspielungen gemacht. Das war spaßig! Ansonsten hielt sich der Spaß ziemlich in Grenzen. Die Handlung ist sehr blutig, sehr gewalttätig, brutal und tödlich.

„Doors X Dämmerung“ ist die dritte und letzte Version der Geschehnisse rund um das Verschwinden der jungen van Dam und somit der Abschluss der ersten Staffel (aber eigentlich ist die Reihenfolge, in der man die Bücher liest, unerheblich). Auf die im Klappentext angepriesene alternative Wirklichkeit der Zukunft wird bereits in einem der anderen zwei Bücher hingewiesen und daher habe ich mich sehr darauf gefreut, diese zu erleben. Und obwohl sich das Buch „Doors X“ nennt, spielt der Großteil der Handlung im Höhlensystem und hinter der Tür, die mit dem Ausrufezeichen markiert ist. Diese führt aber nicht wie bei „Blutfeld“ ins Mittelalter (und auch nicht in die Zukunft – hä?), sondern in ein Horrorszenario, in dem die größten Ängste Wirklichkeit werden. Interessantes Konzept, aber träge umgesetzt. Aber halt, was ist denn jetzt eigentlich mit der Zukunft? Ja stimmt, ein paar der Figuren machen zwar Bekanntschaft mit dieser Zukunft, aber leider nur sehr kurz. Da hatte ich etwas anderes und vor allem etwas mehr erwartet. Die vom Autor entworfene Zukunft war, um ehrlich zu sein, auch etwas unspektakulär, um nicht zu sagen: langweilig.

Die Figuren bleiben nicht nur in den Büchern nicht sehr lange am Leben, sondern bleiben auch nicht lange im Gedächtnis. Das Expertenteam besteht aus einem bunten Haufen: Es sind Typen, die jede Menge Klischees bedienen. Das macht sie zwar greifbar, lässt sie aber auch sehr blass und langweilig erscheinen. Aufgrund ihrer Stereotypie ist ihre Handlungsweise auch recht vorhersehbar. Ich hatte auch das Gefühl, dass ein oder zwei Figuren einfach nur dazu da waren, um sie schnellst möglich wieder los zu werden. Die Figuren gehen also nicht gerade zimperlich miteinander um. Manchmal hatte ich leider das Gefühl, dass es sich um sinnloses, die Handlung nicht vorantreibendes Blutvergießen handelt. Von allen drei Büchern ist „Dämmerung“ eindeutig am unblutigsten. Man erfährt auch viel mehr über die Figuren und ihre Vergangenheit. Das macht sie viel greifbarer und menschlicher, was sie aus ihrem Typen- und Klischeedasein teilweise heraushebt. Wie gesagt, sterben die Figuren wie die Fliegen, zwar nicht immer auf die gleiche Art und Weise, auch wenn sich einige Parallelen oder Muster nicht leugnen lassen. Insgesamt ist die Handlung sehr actiongeladen (man fliegt quasi durch die Seiten), blutig und gewalttätig.

Die Erzählweise in allen drei Romanen ist ähnlich chaotisch, sprunghaft, gekennzeichnet von holprigen Übergängen und seltsamem Hin- und Her. Die Erzählweise ist mehr ein Bericht als eine Erzählung. Es werden nur bestimmte Ereignisse detailliert beschrieben, Nebensächliches fällt weg. Diese Art zu erzählen, sorgt zwar einerseits dafür, dass es nicht langweilig wird, weil man sich als Leser nicht mit ausufernden Beschreibungen abgeben muss, aber andererseits hatte man nicht das Gefühl Teil der Geschichte zu sein. Es bleibt bei einem sehr oberflächlichen Erzählen. Was mir gut gefallen hat, waren die in den Bücher zerstreuten Hinweise auf die Geschehnisse in den anderen Büchern. Diese waren geschickt eingebaut und steigerten meine Neugier, die anderen Romane zu lesen.

Während der gesamten Lektüre hatte ich durchgehend das Gefühl, dass der Autor es beim Verfassen der Geschichten irgendwie eilig hatte. Mir fehlte das Herzblut, mit dem man in den anderen Romanen von Markus Heitz überschüttet wird. Wobei ich der Meinung bin, dass er sich bei „Blutfeld“ und „Kolonie“ noch am ehesten Mühe gegeben hat.

Bis zum Schluss, also bis nach der Lektüre aller drei Romane, sind viele Fragen und Zusammenhänge offen geblieben. Ich hatte das Gefühl mit halbgaren Erklärungen abgespeist zu werden. Manche Erklärungen kamen mir viel zu einfach oder zu weit hergeholt vor. Und auf einige Dinge wurde gar nicht so genau eingegangen. Die Geschehnisse werden ganz schnell abgehandelt und als Leser ist man genauso schlau wie vorher.


Mein Fazit
Insgesamt kann ich mich einfach nicht mit diesem sehr raffinierten, erzählerischen Konzept anfreunden. Mit der Doors-Reihe hat Markus Heitz einer außergewöhnlichen Idee Raum gegeben, sich zu entfalten, nur an der Ausführung hapert es (ein wenig sehr). In meinen Augen sind die Romane nicht mehr als ein geschickter Marketing-Schachzug. Vor allem als es in Vorbereitung auf die 2. Staffel die Aktion gab, Worte vorzuschlagen, die der Autor dann in seiner neuen Roman-Reihe verwenden sollte, schrillten bei mir Alarmglocken. Die Gewinnerwörter lauten übrigens: Tod durch Schokolade, schwarzer Schnee, hypervelocitärer Axialdetonator, Einhorn, Eichhörnchen. Klar, ist das witzig und zeigt, dass man auf die Meinung der Leser wert legt (wobei Marketing ist ja bekanntlich alles), aber ernst nehmen kann ich sowas nicht. Es sind Bücher mit viel Schnickschnack, die ein unschönes Huschhusch-Gefühl beim Lesen hinterlassen und keinen vollständig überzeugenden Inhalt bieten. Keiner der drei Romane konnte mich begeistern oder gar vom Hocker reißen. Und wenn man bedenkt, dass die ersten 83 Seiten in JEDEM Roman absolut identisch sind und einem nur noch (je nach Buch) circa 200 bis 230 Seiten Inhalt übrig bleibt und man dafür dann jeweils knapp 10€ zahlt, hinterlässt das bei mir einen faden Beigeschmack. Von Staffel 2 werde ich definitiv die Finger lassen. Dafür sind mir mein Geld und auch meine Zeit zu schade. Beides kann ich in andere, lohnenswertere Bücher investieren.

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