[Rezension] Im Herzen des Imperiums

Im Herzen des Imperiums (Bd. 1) – Arkady Martine

Verlag: Heyne Verlag | Seiten: 608
Originaltitel: A Memory Called Empire | Übersetzer: Jürgen Langowski
Erschienen: 2019

Kurzbeschreibung: Intrigen, Intrigen, Intrigen.

Nach dem unerwarteten Tod ihres Vorgängers Yskandr wird Mahit Dzmare, die Botschafterin der Raumstation Lsel in die Hauptstadt des Teixcalaanlischen Imperiums geschickt. Während sie versucht die Arbeit ihres Vorgängers fortzuführen, fängt sie an über die Umstände seines Todes zu recherchieren und gerät dabei in ein gefährliches und lebensbedrohliches Intrigenspiel, das sich in den höchsten Kreisen des Imperiums abspielt. Die fehlerhafte und veraltete Imago-Maschine, ein Abbild der Erinnerungen, der Persönlichkeit und des Wissens ihres Vorgängers, bringt sie zudem noch in größere Gefahr als sie erwartet hätte.


Meine Meinung: Ich bin beeindruckt!

Ich kenne mich im Science-Fiction-Genre nicht aus. Ich habe mal was von Cixin Liu und von Rick Yancey gelesen, mir gefallen Stargate (Atlantis und SG-1), Star Wars, The 100 und noch einige andere Science-Fiction-Serien und -Filme. Aber darüber hinaus, ist da bei mir nicht viel zu holen. Umso erfreulicher ist es, dass ich mit Arkady Martine und ihrem Debüt-Roman „Im Herzen des Imperiums“ einen neuen Zugang zu diesem Genre gefunden habe.

Dem Roman merkt man den wissenschaftlichen Hintergrund und Anspruch der Autorin an: Sie ist Stadtplanerin, Historikerin und forscht zum Byzantinischen Reich. Sie befasst sich mit Politik, Rhetorik, Propaganda und kennt sich in den Ecken und Winkeln der Welt aus. All dies reflektiert ihr Roman.

Das Worldbuilding ist einsame Spitze, sie hat sich einen vielschichtigen Plot ausgedacht und authentische (und sogar queere) Figuren (und ja, ein bisschen Romantik ist auch dabei, aber auf einem erträglichen Niveau – zum Glück!). Das habe ich lange nicht erlebt. Mit dem Teixcalaanlischen Imperium und den vielen anderen Welten in seinem Schatten, hat sie eine faszinierende Kultur mit allem drum und dran erschaffen, wie zB eigenen Sprachen, Sprach- und Kommunikationssystemen, einen interessanten Philosophie- und Ethik-Diskurs oder außergewöhnliche technologische Gegebenheiten (wie zB die Imago-Maschine). Im Vordergrund stehen natürlich politische Intrigenspiele, eine beunruhigende, fremde Bedrohung, Revolutionen, Sabotagen und Aufstände in den eigenen Reihen. Auf mich wirkte diese Welt sehr realistisch, weshalb ich durchaus in Versuchung geraten bin, zu glauben, dass es dieses Teixcalaan irgendwo in unserem Universum tatsächlich gibt.

Die Frage nach der Identität spielt in diesem Roman eine wichtige Rolle. Im Zusammenhang mit der fehlerhaften Imago-Maschine, die Mahit vor ihrer Ankunft in Teixcalaan eingesetzt wurde und welche ein über 15 Jahre veraltetes Abbild der Persönlichkeit, der Erinnerungen und des Wissens ihres Vorgängers Yskandr enthält, kommt es immer wieder zu interessanten Diskussionen über das Phänomen „Identität“. Es geht um Selbst- und Fremdwahrnehmung, um die Fragen was eine Identität überhaupt ist, was sie ausmacht oder wie sie sich verändern kann. Die Imago-Maschine ist neben vielen weiteren Details im Roman eine sehr spannende Idee und ein wichtiger Baustein der Geschichte, sowohl in philosophisch-existenzieller Hinsicht als auch hinsichtlich des politischen Intrigenspiels, in welches sich Mahit immer weiter verfängt.

Die Handlung dieses seitenstarken Buches erstreckt sich erstaunlicherweise nur über wenige Tage. Der Roman weist eine unglaubliche Fülle und Dichte von Geschehnissen, ausgefeilten Figureninteraktionen und 1A-Worldbuilding auf, dass man ganz geplättet zurückbleibt. Leider führt diese extreme Liebe fürs Detail zu einigen Längen und der Plot entwickelt sich nur langsam. Dafür wird man aber am Ende reichlich belohnt.


Mein Fazit: Book Hangover Alert!

„Im Herzen des Imperiums“ von Arkady Martine (Ich bevorzuge übrigens den englischen Titel, weil er einfach sprechender ist und die Atmosphäre der Geschichte viel besser einfängt. Oh und können wir mal bitte diese Cover-Art loben?!) hat mich zutiefst beeindruckt und hat für einen ordentlichen Book Hangover gesorgt. Für mich, eine Science-Fiction-Laiin, war dieser Roman ein absolutes Highlight und ich freue mich schon sehr darauf, die Fortsetzung zu lesen.


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