Lauf, Vater, lauf! – Ae-ran Kim
Verlag: Cass Verlag | Seiten: 224 Übersetzer: Inwon Park | Erschienen: 2014 |
Kurzbeschreibung
In neun Erzählungen dreht sich alles um (gestörte) Beziehungen: zwischen Vätern, Müttern und ihren Kindern, zwischen Geschwistern, zwischen Mitmenschen allgemein und um die Beziehung zu dem eignen Ich.
Meine Meinung
Ein Wort, um diese Erzählsammlung zu beschreiben? Ich würde sagen: eigen(artig). Wäre mir das Buch in der Buchhandlung über den Weg gelaufen, hätte ich es nicht mitgenommen. Aber das Bookswapping-Treffen hat mich neugierig gemacht.
Die Geschichten entstammen dem koreanischen Kulturkreis. Für mich handelt es sich dabei um eine Kultur, mit der ich so noch nicht in Berührung gekommen bin. Es war Lesen über den eigenen Bücherrand und meine erste Berührung mit zeitgenössicher koreanischer Literatur.
Es sind seltsame, kuriose Geschichten und man muss sich darauf einlassen. Sie sind wunderlich, emotional und vor allem eines: düster. Sie riefen in mir eine unbestimmte Traurigkeit und Melancholie hervor, aber auch Betroffenheit und Empathie. Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich jede Erzählung und deren Botschaft/Bedeutung bzw. den Grundgedanken verstanden habe.
Innerlich erschüttert haben mich die folgenden Kurzerzählungen: Lauf, Vater, lauf; Der wahre Grund ihrer Schlaflosigkeit und Ein Liebesgruß. Ergreifend fand ich auch die Geschichte Der Papierfisch. Eine Geschichte, in der sich ein junger Mann, trotz des fehlenden Vertrauens seiner Eltern, etwas aufbaut, aber unvermittelt vor dessen Ruinen steht und trotzdem die Hoffnung nicht aufgibt. Es ist eine starke Geschichte, die Mut macht. In Convenience Store geht es um das Leben in einer Großstadt und dem Konsumverhalten seiner Bewohner. Bei der Masse an Menschen ist es kein Wunder, dass man den Bezug zu dem eigenen Ich und zu seinen Mitmenschen verliert – so wie es der Protagonistin der Geschichte ergeht.
Jede Erzählung hat bei mir etwas hervorgerufen – ob Skepsis, Unverständnis, Mitgefühl oder Wiedererkennen. Aus jeder Erzählung kann man für sich und sein Leben etwas mitnehmen. Und trotz all seiner (Be)Sonderheiten und dem etwas holprigen Erzählstil (möglicherweise ist dies auch der Übersetzung verschuldet), hat mir die Erzählsammlung wider Erwarten ganz gut gefallen.
Mein Fazit
Lauf, Vater, lauf ist eine Erzählsammlung für all diejenigen, die mal etwas anderes ausprobieren und über ihren eigenen literarischen Bücherand schauen möchten. Die Sammlung fordert das eigene Selbstverständnis heraus und stimmt einen sehr nachdenklich und melancholisch.