Titel: Wie ich fälschte, log und Gutes tat
Autor: Thomas Klupp
Verlag: Berlin Verlag, Piper Verlag
Seiten: 254
Erschienen: 2018
Kurzbeschreibung
Benedikt Jäger ist 16 und nach außen hin der perfekte Musterschüler und Vorzeigesohn. Doch hinter den Kulissen findet ein ganz anderes Leben statt: krasse Parties und schlechte Noten. Allgemein läuft in der Kleinstadt nicht alles so wie es den Anschein hat. Mehr Schein als Sein, ist hier das Motto.
Meine Meinung
Benedikt Jäger ist und tut all das, was ich mir während meiner Schulzeit nicht mal zu träumen wagte. Ich erledigte stets brav meine Hausaufgaben, bereitete mich gewissenhaft auf Klausuren vor und zeigte jede Note, egal wie schlecht sie war, vor. Eins steht fest, Jäger und ich wären keine Freunde geworden. Gerade aus diesem Grund war dieser Roman einfach herrlich und häufig zum Kugeln. Obwohl ich mich ziemlich auf die Schippe genommen fühlte, gefiel mir genau dieser Aspekt des Romans besonders gut. Weiden, Jäger und die anderen Figuren verkörpern unsere Leistungsgesellschaft, sie kritisieren und ziehen sie durch den Kakao. Der Roman ist Gesellschaftskritik in einem interessanten Gewand.
Der Leser begleitet Jäger von September bis Dezember auf seine ganz persönliche Mission Impossible oder besser gesagt Odyssee? Tagebuchartig werden Episoden aus Benedikts Leben pointiert nacherzählt. Die Handlung schien wie aus dem Leben gegriffen: Der ganz normale Wahnsinn eben. Der Roman hat eine besondere Anziehungskraft, die einen an das Buch fesselt. Es war spannend und abenteuerreich, anders als man es womöglich erwartet. Es war eine gespannte Erwartung, eine gewisse Anspannung, die die Lust am Lesen aufrecht erhielt. Beim Lesen kommt man sehr schnell voran. Das liegt vor allem am saloppen Schreibstil mit spöttischen Unterton.
Die Figuren sind sehr lebendig. Und sie lassen sich in Schubladen stecken. Sie orientieren sich an bestimmten Kategorien von Menschen, die man aus dem eigenen Leben kennt: die Streberin, der verhasste Mathelehrer, die besten Freunde. Das alles sind Typen, die die Geschichte am Leben halten. Ohne sie wäre die Geschichte, genauso wie das Leben, stinklangweilig.
Der Humor ist sehr speziell und nicht für jeden etwas. Nichts für Spießer, könnte man böswillig meinen. Alles ist etwas trocken, frech und manchmal zu nah an der Gürtellinie. Aber genau das macht den Roman aus. Was Jäger da so abzieht, ist moralisch recht fragwürdig und sollte nicht nachgemacht werden. Beim Lesen dachte ich öfter: ‚Zum Glück sind das nicht meine Probleme. Und gemessen daran, bin ich sorgenfrei‘. Beim Lesen nimmt man eine Pause vom Ernst des Lebens und ist trotzdem mittendrin.
Das Cover finde ich sehr gut gewählt. Der Autor ermöglicht mit seinem Roman dem Leser ein Blick hinter die Kulissen dieses perfekten Weidens, unserer perfekten Gesellschaft. Oder mehr noch, er ruft ‚Vorhang auf für das Schauspiel, die Farce, die unsere Gesellschaft manchmal ist!‘ Geld und Luxus sind nicht alles im Leben, das zeigt der Roman ganz deutlich. Und dass es nicht immer fair läuft, das ist auch irgendwie klar, oder? Alles andere wäre im Rahmen dieser Geschichte auch unglaubwürdig gewesen.
Mein Fazit
„Wie ich fälschte, log und Gutes tat“ ist witzig, ehrlich und kritisch – aber auch nicht für Jedermann oder Jedefrau. Eines meiner diesjährigen Highlights. Absolute Leseempfehlung.